Wie schafft man es 100km am Stück zu wandern?

Ein paar Gedanken dazu, wie zumindest ich es geschafft habe die 100km zu wandern… Vieles ist sehr subjektiv, grade beim Thema Schuhe und Blasen muss jeder die für sich funktionierende Lösung finden.

Training

IMG_9169Ich gehe seit Jahren regelmäßig wandern und auch gerne längere Strecken. Ende letzten Jahres war ich auf dem Harzer Hexenstieg und dem Harzer Försterweg sowie dem Oberlausitzer Bergweg unterwegs mit Etappen zwischen 20-47km pro Tag. Über Weihnachten war ich 3 Wochen lang in Nepal trekken und vor dem Mammutmarsch hab ich ein paar Wanderungen auf dem 66-Seen-Weg unternommen, davon eine 50km Tour mit meiner Schwester Claudia. Ich würde mich zwar nicht als sehr trainiert bezeichnen, aber mein Körper ist an lange Wanderungen gewöhnt und ich war mir vorher recht sicher, dass ich muskulär gesehen die 100km schaffen würde.

Füße und Blasen

Meine einzige Sorge waren meine Füße. Ich tendiere leider dazu, Blasen zu bekommen. Ich habe alles ausprobiert, vom Hirschtalg über Fußbäder, zwei Paar Socken, WrightSocks mit integrierten zwei Lagen, Wanderschuhe, Trailrunningschuhe,… Was sich für mich herausgestellt hat: die Schnelligkeit schafft das Problem. Wenn ich in den Bergen aufgrund der Höhe bzw des Anstiegs langsam unterwegs bin, habe ich kaum Blasen. Sobald ich in flachem Gebiet schnell unterwegs bin bekomme ich Blasen. Deutlich hat sich mir das in einer Wanderung mit gleichen Schuhen und Socken gezeigt, bei der ich einmal mit ca. 5kmH und einmal mit 6kmH unterwegs war. Meine Idee war daher, nicht über 5,5kmH zu laufen, um die Entstehung von Blasen nicht herauszufordern! Zehensocken haben sich außerdem als besser für meine Füße herausgestellt.

IMG_2538Zwei Tage vor dem Mammutmarsch hab ich dann über Mocki (Sabrina Mockenhaupt) Werbung für das 2Skin von PjurActive gesehen und schnell noch bestellt. Am Freitag ist es angekommen – für mich das neue Wundermittel! Ich habe es zu Hause zweimal aufgetragen und noch einmal ca. 45 Minuten vor dem Start. Bei Verpflegungsposten 2, 3 und 4 habe ich meine Füße vom Staub befreit (aber nicht gewaschen um den Grundschutz nicht zu entfernen) und noch einmal Gel darauf geschmiert. Ich bin zwar nicht blasenfrei aus der Geschichte herausgekommen, aber doch mit deutlich weniger als ich bei dem Tempo von Anfangs 6kmH hätte erwarten können. Ich habe zwei kleine Blasen unter den kleinen Zehen und eine zwischen dem großen und dem zweiten Zeh (aufgrund der Zehensocken denke ich). Diese drei waren bereits am nächsten Tag kaum noch zu sehen und auch kaum schmerzhaft. Etwas schlimmer waren die beiden Blasen an der Ferse, aber noch erträglich.

Meine Schwester hat das Gel einmal vor dem Marsch und einmal zwischendurch in viel geringerer Dosis aufgetragen und hat sehr große Probleme mit Blasen gehabt. Allerdings waren 2 ihrer Blasen vor dem Marsch noch nicht verheilt… 2Skin ist also auch kein Allerheilmittel, aber bei mir hat es funktioniert.

Essen & Trinken

Da ich schon um 12h losfahren musste um rechtzeitig 2h vor Beginn in Erkner zu sein, hab ich mir mein Mittagessen (Nudelsalat + Banane) mitgenommen und erst vor Ort gegessen und dazu meine 0,5l Flasche Sprudel geleert.

Unterwegs hatte ich folgendes dabei:

  • 4 Bananen-Nuss- Muffins (ohne Zucker / Mehl) (2 gegessen)
  • 4 Brötchen (2 gegessen)
  • 4 Snickers (ich befürchte ich hab wirklich alle 4 gegessen)
  • 2 Äpfel, kleingeschnitten (alles gegessen)
  • 300g Mini-Tomaten (alles gegessen – ich hatte total den Jieper auf frische Sachen in der zweiten Hälfte da ich mich trotz literweiser Wasserzufuhr ausgetrocknet gefühlt habe)
  • 200g Nüsse + Chocolierte Mandeln (ca. die Hälfte davon gegessen)
  • Dazu gab es: 1 Banane in VP1, 1 Banane in VP2, 2 Bananen in VP4
  • 3l Camelbag: Am Start war diese mit 1,5l gefüllt. Am VP1 hab ich 2l eingefüllt, an VP2 1l, an VP3 1l und an VP4 nochmal 2l. Ich trinke immer viel aber auf den letzten 40km hatte ich ständig Durst.
  • 0,5l Trinkflasche: Die hab ich an VP2, 3 und 4 gefüllt und jeweils eine halbe Multivitamintablette mit Koffein versetzt dazugetan.

Foto 14.05.16, 10 55 49

Ausrüstung

  • Altra Lone Peak Trailrunning Schuhe, Injinji Zehensocken, dünne kurze Gamaschen (damit kein Dreck oder Steinchen in die Schuhe kommen, v.a. wichtig wenn man mit kurzer Hose oder enger Tights wandert. Bei einer normal ausgestellten Hose, die über die Schuhe drüber geht reicht das meistens als Schutz aus.)
  • Leicht gefütterte Laufhose
  • Funktionshemd ohne Ärmel, langärmliges Shirt mit Kapuze
  • Fleecejacke als Wärmeschicht (für Pausen)
  • Regenjacke & Regenhose
  • 2 Buff (Hals (genutzt) + Kopf/Ohren (nicht gebraucht)), Handschuhe (gebraucht, es war kalt nachts)
  • Teleskopwanderstöcke: haben besonders meiner Schwester geholfen. Es ist vor allem für den zweiten Teil super um sich etwas abzustützen
  • Sonnenbrille
  • Stirnlampe (vorher checken ob die Batterie noch gut aufgeladen ist, habe ich leider versäumt!)
  • Smartphone + Powerbank (inkl. Komoot zum tracken und finden des Weges)
  • iPod (leider hab ich den in meiner Müdigkeit nach dem 4. Streckenposten verloren!). Er hat aber sowohl meiner Schwester als auch mir geholfen uns zu motivieren… neben dem Singen 🙂
  • Taschentücher, Tape, Blasenpflaster, Bepanthen Creme, 2Skin Gel, Augentropfen, Ibuprofen, Wundreinigungstuch
  • Geld, Teilnehmerkarte
  • Sandalen: Falls nichts mehr gehen sollte mit den Füßen wollte ich auf die Sandalen zurückgreifen. Oder eben für die Rückfahrt. Hab ich zum Glück nicht gebraucht.

Mentale Vorbereitung

100km sind viel. Nachts laufen anstatt zu schlafen ist anstrengend für den Körper. Egal wie gut man vorbereitet ist, es wird anstrengend sein und man wird Schmerzen haben und manchmal nicht weiterwollen. Mir war das bewusst bevor ich den Marsch angetreten bin. Ich bin in anderen Wanderungen (z.B. auf den Kilimanjaro) bereits über meine Grenzen gegangen und weiß, dass ich es kann – aber auch Motivation brauche. Musik, Mitstreiter und Willensstärke sind für mich da sehr wichtig. Eine gute Grundkondition im Wandern sollte vorhanden sein, aber ab einer gewissen Anzahl von Kilometern (bei mir war es nach 80km) war es für mich nur noch Kopfsache weiterzulaufen. Autopilot an und einen Fuß vor den anderen setzen auch wenn es schmerzt.

Ziel Wandern

 

4 Comments Add yours

  1. hikeminded says:

    Boah. Ich wollte das auch schon mal machen. Meine weiteste Strecke bisher waren mal 43 km an einem heißen Tag auf dem Camino Frances und da war ich schon echt gut eingelaufen …

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    1. Wenn es richtig heiß ist geht das auch nicht, das ist schon krass für den Körper. Ich weiß auch nicht, ob ich es nochmal schaffen würde 😉

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      1. hikeminded says:

        Bei mir sind Blasen fats ausschließlich hitzeabhängig. Meine Füße sind glücklicherweise extrem trocken, auf meiner letzten größeren Wanderung hatte ich allerdings ungetestete “atmungsaktive” Boots dabei, die bei 36°C komplett versagt haben. Ich musst dann zwei Tage Heilungspause machen. Da ging nix mehr. Und Blasenpflaster kann mich mal. Funktioniert m.E. nur für Leute die sitzen. Ich tendiere inzwischen zu harten (abschneidenden) Maßnahmen :-).

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  2. Bei mir hängen Blasen außerdem noch vom Tempo ab (je schneller ich wandere desto mehr Blasen), aber Hitze spielt definitiv eine Rolle. 36°C sind dann wohl einfach zu viel. Blasenpflaster haben bei mir auch noch nie funktioniert – Tape geht wenn ich es vorbeugend nutze bzw rechtzeitig…

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